Die griechische Sprache ist vom Satzbau prinzipiell genauso aufgebaut wie die deutsche Sprache. Es gibt Subjekt, Prädikat, Objekt – also bekommen wir es mit Substantiven und Verben zu tun. Dazu kommen Artikel, Adjektive, Adverbien, Präpositionen und all der Kram. Sprich: Wer die Sprache lernen möchte, kommt an etwas Grammatik nicht vorbei. Starten wir mit den Substantiven und was dazu gehört:
Versuche zunächst folgende Wörter zu lesen und damit gleich die ersten Vokabeln zu lernen:
- σκύλος – Hund
- μέρα – Tag
- πράγμα – Ding
- δάσκαλος – Lehrer
- φίλη – Freundin
- κερί – Kerze
Und damit kommen wir direkt zu einem grundsätzlichen Tipp. Genau wie im Deutschen, gibt es im Griechischen bestimmte Artikel. Und diese sind in der griechischen Sprache sogar noch wichtiger. Es empfiehlt sich unbedingt, die Artikel immer gleich mitzulernen!
Grammatik – Die Artikel
Die bestimmten Artikel: Im Griechischen gibt es drei grammatische Geschlechter – genau, wie im Deutschen: männlich, weiblich, sächlich. Also haben wir auch drei bestimmte Artikel: Unser der, die, das entspricht dem griechischen: ο, η, το. (Auch hier gibt es ein Video von Griechisch ohne Grenzen. )
Wir beginnen mit dem bestimmten Artikel im 1. Fall – im Nominativ
o = männlich – der
η = weiblich – die
το = sächlich – das
Für die ersten Wörter oben bedeutet das:
- ο σκύλος – der Hund
- η μέρα – der Tag
- το πράγμα – das Ding
- ο δάσκαλος – der Lehrer
- η φίλη – die Freundin
- το κερί – die Kerze
Wir stellen fest: Das grammatische Geschlecht kann sich beim Deutschen vom Griechischen unterscheiden, z.B. der Tag ist im Griechischen weiblich – η μέρα, die Kerze ist sächlich – το κερί.
Im Plural hat der bestimmte Artikel im Nominativ zwei verschiedene Formen:
οι, τα
- οι ist der Plural für alle Pluralformen für männliche und weibliche Substantive
- τα ist der Plural für die sächlichen Pluralwörter
Entsprechend den jeweiligen Artikeln, verändern sich bei den Substantiven auch die Endungen. Mehr dazu findest du dann im Abschnitt über die Substantive und Fälle. Erstmal schauen wir nur auf die bestimmten Artikel
- οι σκύλοι – die Hunde / männlich
- οι μέρες – die Tage / weiblich
- τα πράγματα – die Dinge / sächlich
Die unbestimmten Artikel: Im Griechischen gibt es, genau wie im Deutschen auch unbestimmte Artikel. Unsere einer, eine, ein entsprechen den griechischen:
ένας, μία, ένα.
- ένας γιατρός – ein Arzt / männlich
- μία λουλούδια – eine Blume / weiblich
- ένα δωμάτιο – ein Zimmer / sächlich
Einen Plural hat der unbestimmte Artikel nicht, aber das liegt ja auch in der Natur der Sache.
Grammatik – Die Substantive
Wie schon erwähnt, gibt es drei unterschiedliche Geschlechter: männlich, weiblich, sächlich. Zu den erwähnten Artikeln passen also immer entsprechende Substative = Hauptwörter. Diese gibt es, wie im Deutschen im
- Singular
- Plural
Die Artikel kennst du ja. Schauen wir uns also die verschiedenen Endungen in den einzelnen Geschlechtern an:
Nominativ Singular
Der Nominativ ist der 1. Fall und man fragt nach ihm mit: Wer? oder Was? Grammatisch betrachtet steht immer das Subjekt im Satz im Nominativ.
männlich
ο σκύλος
ο άντρας
ο φοιτητής
weiblich
η φίλη
η γάτα
η φοιτήτρια
sächlich
το δωμάτιο
το σπίτι
το μάθημα
- Die meisten männlichen Substantive können im Nominativ/Singular enden auf: ος, ας, ης.
- Die meisten weiblichen Substantive enden auf η, α (ια).
- Die meisten sächlichen Substantive enden auf ο, ι, μα.
Nominativ Plural
männlich
οι σκύλοι
οι άντρες
οι φοιτητές
weiblich
οι φίλες
οι γάτες
οι φοιτήτριες
sächlich
τα δωμάτια
τα σπίτια
τα μαθήματα
Ich möchte dir nicht vorenthalten, dass es noch männliche Substantive gibt, die im Singular andere Endungen haben können, z.B. auf -ους, –ες, -εας, die dann auch ihre eigenen Pluralformen bilden.
Auch bei den weiblichen Formen gibt es Ausnahmen, z.B. gibt es auch weibliche Substantive, die auf -ος enden oder einen abweichenden Plural bilden enden;
Gleiches gilt für einige sächliche Hauptwörter. Aber lass dich nicht verwirren. Für den A1-Anfang sollten dir diese genannten Formen erstmal reichen.
Auch, wenn es am Anfang nach viel aussieht – ist es eigentlich nicht. Die Artikel und die verschiedenen Endungen sind eine wichtige Basis und werden dich die ganze Zeit begleiten und bald kannst du sie im Schlaf. Gleich schauen wir, wie sie sich in den verschiedenen Fällen verändern.
Spoiler: Wie im Deutschen, gibt es auch im Griechischen bestimmte Präpositionen und auch Verben, die einen bestimmten Fall verlangen. Für den Nominativ hier schon einmal ein wichtiger Hinweis:
Folgende Verben verlangen den Nominativ:
- είμαι – sein
Beispiel: Είμαι η Εύα – Ich bin Eva - αρέσει (= Singular) gefällt / schmeckt
- αρέσουν (= Plural) gefallen /schmecken
Dies ist ein so genanntes unpersönliches Verb und steht in der 3. Person (Singular oder Plural), je nachdem, auf was es sich bezieht. Μου αρέσει η Ελλάδα – Mir gefällt Griechenland. / Μου αρέσουν τα φρούτα – Mir schmecken die Früchte. - υπάρχει (= Singular) – es existiert
- υπάρχουν (= Plural) – es existieren
Auch dies sind feststehende Ausdrücke, die nicht verändert werden und, je nachdem, worauf sie sich beziehen, im Singular oder Plural stehen. Υπάρχει ένα σουπερμάρκετ εκεί – Es gibt/existiert ein(en) Superparkt dort. / Υπάρχουν βουνά εκεί – Es gibt/existieren dort Berge.
Buchtipp: Für alle Fälle
An dieser Stelle gleich schonmal der Hinweis: Wenn du tiefer in das Thema mit den Fällen, der Deklinationen und den grammatischen Grundlagen – sowohl für Substantive, als auch für Adjektive und Präpositionen, eintauchen willst, kann ich dir einen persönlichen e-Book Tipp geben, den du weiter unten auf dieser Seite findest.
Grammatik – Deklination
Genau wie im Deutschen, gibt es im Griechischen verschiedene Fälle:
- Nominativ (Wer?)
- Genitiv (Wessen?)
- Akkusativ (Wen?)
- Vokativ (der Anredefall)
Wollen wir im Deutschen Sätze bilden wie: Das Kind umarmt den Hund, müssen wir lernen, die Substantive zu deklinieren. Denn: Das Kind (wer?) steht im Nomitativ, den Hund (Wen?) ist Akkusativ.
Das Deklinieren gilt auch für die griechische Sprache und wir machen das sowohl im Singular, als auch im Plural.
Den Dativ, wie im Deutschen, gibt es im Griechischen nicht.
Dafür haben wir hier mit dem Vokativ einen Fall, den es im Deutschen nicht gibt. Er ist der so genannte Anredefall. Ihn benutzt man, wenn man Menschen direkt anspricht.
Ich habe als erstes den Nominativ gelernt und dann den Akkusativ. Zu Beginn sind das die beiden wichtigsten Fälle und mit entsprechendem Vokabular und auch den ersten Verben kannst du bald die ersten einfachen Sätze formulieren.
Akkusativ Singular
Wie oben schon erwähnt, verändern sich, gemeinsam mit den Endungen der Substantive auch immer die jeweiligen bestimmten Artikel. Im Akkusativ wird:
- ο → τον
- η → την
- το bleibt το
Und zusammen mit den Substantiven sieht das dann im Akkusativ Singular so aus:
männlich
τον σκύλο
τον άντρα
τον φοιτητή
weiblich
την φίλη
την γάτα
την φοιτήτρια
sächlich
το δωμάτιο
το σπίτι
το μάθημα
Beispielsätze:
Βλέπω τον σκύλο – Ich sehe den Hund
Ακούω την φίλη μου – Ich höre meine Freundin
Αγαπάω το σπίτι σου – Ich liebe dein Haus
Wir können hier feststellen, dass sich bei den Substantiven eigentlich nur bei den männlichen Formen etwas ändert. Wenn du diese Tabelle mit der oben im Nominativ vergleichst, siehst du:
- Die weiblichen und sächlichen Endungen bleiben im Akkusativ gleich
- Die männlichen Endungen verlieren jeweils das -ς
Zum anderen kannst du direkt abspeichern, dass es eine Vielzahl von Verben gibt, die den Akkusativ fordern. Das ist nicht anders als im Deutschen und wird dich beim Bilden von Sätzen immer begleiten, denn es sind die meisten Verben.
Zudem gibt es zahlreiche Präpositionen, die den Akkusativ fordern. Dies ist nochmal ein eigenes Kapitel, das ich ergänzen werde, wenn ich die Zeit finde.
Akkusativ Plural
Bei den Artikeln können wir feststellen:
- männlich: οι → τους
- weiblich: οι → τις
- sächlich: τα bleibt τα
männlich
τους σκύλους
τους άντρες
τους φοιτητές
weiblich
τις φίλες
τις γάτες
τις φοιτήτριες
sächlich
τα δωμάτια
τα σπίτια
τα μάθηματα
Ansonsten haben wir auch wieder nur bei den männlichen Substantiven eine Veränderung im Vergleich zum Nominativ Plural, und das auch nur bei denen, die auf -ος enden. Hier wird im Plural die Endung zu -ους und korrespondiert als einzige mit dem Artikel im Plural.
Genitiv Singular
Der Genitiv ist in seiner Bildung schon etwas kniffliger und, wie ich finde, der schwierigste der Fälle. Deswegen lernen die meisten ihn auch erst gegen Ende A1. Nach dem Genitiv fragt man mit: Wessen? Und auch hier ändert sich ebenfalls der Artikel:
- männlich: ο → του
- weiblich: η → της
- sächlich: το → του
Zusammen mit den Substantiven sieht das dann im Genitiv Singular so aus:
männlich
του σκύλου
του άντρα
του φοιτητή
weiblich
της φίλης
της γάτας
της φοιτήτριας
sächlich
του δωμάτιου
του σπίτιου
του μάθηματος
- Die männlichen Substantive auf -ος bekommen die Endung – ου, die auf -ας und -ης verlieren das -ς am Ende
- Die weiblichen Substantive bekommen ein -ς am Ende dazu
- Die sächlichen Substantive auf -ο und -ι bekommen die Endung -ου, die auf -μα bekommen die Endung -ματος
Genitiv Plural
Ein Lichtblick ist der Genitiv im Plural. Den hier musst du dir nur eins merken: ων
Bei den Artikeln bedeutet das folgendes:
- männlich: οι → των
- weiblich: οι → των
- sächlich: τα bleibt των
Zusammen mit den Substantiven sieht das dann im Genitiv Plural so aus:
männlich
των σκύλων
των άντρων
των φοιτητων
weiblich
των φίλων
των γάτων
των φοιτήτων
sächlich
των δωμάτιων
των σπίτιων
των μάθηματων
Der Vokativ
Diesen Fall kennen wir im Deutschen nicht.
Auf Griechisch macht es einen Unterschied, ob ich über jemanden rede oder jemanden direkt anspreche: Für Letzteres benötigt man den Vokativ. Er steht ohne Artikel.
- Die veränderte Endung im Vokativ betrifft nur die männlichen Eigennamen und Substantive. Und er betrifft auch nur den Singular. Die Endung des Vokativs im Plural entspricht immer der Endung im Nominativ Plural.
- Substantive und Namen auf –ος bilden den Anredefall, indem sie ein -ε anhängen. Ausnahme sind zweisilbige Namen auf –ος sie bekommen die Endung –o.
- Bei weiblichen und sächlichen Substantiven ist der Vokativ immer identisch mit dem Nominativ.
männlich
Στέφανος → Στέφανε
γιατρός → γιατρέ
Νίκος → Νίκο
Κόστας → Κόστα
Γιάννης → Γιάννη
weiblich
Ελένη → Ελένη
Μαρία → Μαρία
κυρίες → κυρίες (Pl.)
sächlich
άλογο → άλογο
παιδί → παιδί
κορίτσια → κορίτσια (Pl.)
Damit hast du die grammatische Basis zu den Fällen und ihrer Deklination. Ab jetzt heißt es, die Formen zu lernen. Um Sätze zu bilden, reichen aber natürlich Substantive nicht aus. Um das zu können, wird es Zeit, sich den ersten Verben zu widmen.
Aber natürlich gibt es auch noch mehr als Substantive, die dekliniert werden, wie die Adjektive. Und dann gibt es Präpositionen, die einen bestimmten Fall fordern. Übrigens auch bestimmte Verben. Deswegen noch ein Tipp:
Deep Dive zu den Fällen
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Wenn du gerade erst angefangen hast mit dem Lernen, ist es wahrscheinlich noch etwas zu schwer, aber spätestens ab Mitte A1 ist es eine tolle Ergänzung und führt dich durch die Deklination der Substantive, Adjektive und die komplette Grammatik der Fälle mit echt vielen Übungen dazu. Es ist ein beschreibbares e-Book und du kannst es bei Griechisch ohne Grenzen kaufen.
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Übrigens: Zu einzelnen Bereichen der griechischen Grammatik kann man immer gut im Netz nachschlagen unter Grammatiken.de.